Sonntag, 27. Oktober 2013

Gesundes, richtiges Essen - gibt es das?

Liest man viele Blogs, Artikel oder Bücher zum Thema "Gesundes Essen", fällt einem in letzter Zeit vor allem eines auf: Ernährung ist so etwas wie eine neue Religion geworden, mit vielen Dogmen und fanatischen Anhängern, die missionieren, predigen und ihre Erleuchtung lobhudeln, was das Zeug hält. Und natürlich Streit darüber, was die einzig wahre gesunde Ernährung ist.

Damit meine ich nicht so etwas wie den Veganismus, denn Veganer predigen ihren Ernährungsstil - wenn überhaupt - ja nicht um der Ernährung selbst willen, sondern eher aus ethischen Gründen, und während einige durchaus damit auch irgendwelche Schönheits- oder Gesundheitsideale verfolgen, essen die meisten doch lustvoll ihren veganen "Käse"nudeln, ihre Reismilchschokolade oder andere Sachen, die voll von Zucker oder/und Fett sind. (Bitte bleibt auch so! ;) )

Es geht eher um so spezielle, stark regellastige Ernährungsformen wie Paleo, Makrobiotik, Rohkost, No Carb, usw. Um solche also, die Nahrungsmittel in Kategorien wie "gut" und "böse" einteilen, die ein schlechtes Gewissen machen, wenn man "böse" Nahrungsmittel isst und dich glauben machen, dass du davon übergewichtig, schneller alt, krank und unglücklich wirst. Wenn du allerdings konsequent nur "gute" Nahrung isst, bist du eine HeldIn, SiegerIn, dann bist du besser als andere und wirst auch so aussehen und dich so fühlen.

Ehrlich gesagt halte ich alle diese Konzepte für wenig brauchbar, denn sie gehen schon von einer falschen Grundannahme aus: Nämlich von der, dass eine perfekte Ernährungsform massentauglich sein könnte. Menschen sind aber nunmal verschieden. Für den einen ist eine Rohkostdiät mit viel frischem Obst und Gemüse ideal und wunderbar verträglich und gesund - der nächste hat aber eine Problem mit Fruchtsäuren oder ein Problem mit der Aufnahme von Fructose, für den wäre Rohkost eine alles andere als gesunde Qual, während die so verteufelten Getreide (und zwar nicht Vollkorn!) Produkte sehr bekömmlich wären. Makrobiotik mag für manche Menschen ganz toll und durchaus auch gesund sein - aber dort wird, da dieser Ernährungsstil aus Japan kommt, viel mit Algen und salzig eingelegten Nahrungsmitteln gekocht, die sehr jodhaltig sind - für Menschen mit Schilddrüsenproblemen kann das auch verhängnisvoll sein.

Natürlich kann man sich vorher angucken, was zu dem individuellen Allergie- und Unverträglichkeitsprofil passt und sich danach seine Ernährungsform aussuchen. Allerdings weiß ja auch nicht jeder von seinen Unverträglichkeiten, sondern schiebt diffuse Verdauungsprobleme einfach generell auf eine schlechte Ernährung. Und dann stolpert man über den Heilsbringer, mag es nun rohvegan oder paleo oder sonst etwas sein, liest ganz viele Erfahrungsberichte von Menschen, denen es mit dieser Ernährunsgweise plötzlich viel besser geht, die viel besser aussehen und die nie wieder anders leben wollen und klammert sich an diesen Rettungsanker. Und selbst wenn es einem gar nicht gut geht damit, hält man fest daran, statt auf den eigenen Körper zu hören. Statt einfach für sich selbst auszuprobieren: womit geht es mir gut? Habe ich Probleme mit Weizen oder doch eher mit einem frischen Apfel? Geht es mir mies, wenn ich mir mal etwas Schokolade gegönnt habe (und zwar körperlich, nicht weil ich Gewissensbisse habe!)? Ist vollwertige Kost für mich die Beste? Wie funktioniert rohe Kost für mich, wie gekochte?

Es ist natürlich anstrengender, für sich selbst die richtige Ernährung herauszuarbeiten als einfach einem fertigen Konzept zu folgen, denn es erfordert viel Beobachtung, Achtsamkeit und Ausprobiererei. Aber es ist mE auch erfolgversprechender. Wichtig sollte dabei auch sein, dass die Fragestellung dahinter nicht ist: Welche Nahrung macht mich schön, schlank und superfit, denn das führt schnell wieder zu einer Einteilung in gute und böse Nahrung und zu einer alles beherrschenden, krankhaften Ernährungsidee. Viel eher sollte man herausfinden: Mit welcher Nahrung fühle ich mich wohl? Der Rest kommt dann sicher von allein, denn ein zufriedener, sorgloser Mensch ist viel schöner als einer, der sich stetig für irgendwelche Ideale quält.

9 Kommentare:

  1. Yeah. =) Wieder mal ganz meine Meinung. Und passend zum Blogbeitrag, den ich drauf und dran bin zu schreiben. ;-)

    Ganz lieben Gruß von der Hummel

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  2. Daumen hoch! Super Beitrag. Das Thema Ernährung und was damit zusammen hängt, beschäftigt mich schon eine geraume Zeit. Aber zu dem gleichen Ergebnis bin ich auch gekommen: Ernährung ist einfach eine sehr persönliche, individuelle Sache und erfordert viel Aufmerksamkeit und Körpergefühl, was dem eigenen Körper gut tut bzw. was er braucht und nicht braucht. Das kann man nicht pauschalisieren.
    Liebe Grüße
    Julia :)

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  3. Hallo,
    das ist ein sehr schöner Beitrag, ich teile deine Einstellung zur Ernährung. :)

    Dieser Drang nach Regeln hat vielleicht auch damit zu tun, dass einige Leute es nicht gelernt haben, auf den Körper und Bedürfnisse zu hören und Verantwortung für das eigene Wohlergehen zu übernehmen.

    Strenge Regeln sind da erst mal irgendwie einfacher...

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  4. Da kann ich mich auch nur anschließen.....vieles habe ich ausprobiert was bei Anderen super funktioniert hat, aber bei mir so gar nicht.....sicher bin auch ich auf der Suche nach MEINER Lösung für meine Medi-Pfunde, aber bei aller Strenge werde ich einfach nur unleidlich und das kann es ja auch nicht sein.

    Besonders abschreckend finde ich auch immer diese erhobenen Zeigefinger, das grenzt schon manchmal an Fanatismus und schreckt mich wiederum ab, dieses oder jenes einmal auszuprobieren.

    Herzliche Grüße♥

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  5. Genau zu diesem Thema gibt es in der aktuellen Ausgabe der Schrot&Korn. Es ist zum Teil tatsächlich krankhaft, wenn sich nur noch alles im Kopf und die vermeintlich "richtige" Ernährung dreht.

    Liebe Grüße :)

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  6. Es gibt keine perfekt gesunde Ernährungsform, man kann sich aber stark annähern. Da gehört viel Ausprobieren dazu und dass man auf seinen Körper hört. Viele der Ernährungskonzepte haben außerdem einiges gemeinsam: wenig (oder kein) Fleisch, viele pflanzliche, vollwertige Produkte. Auf diesen Nenner kann man sich durchaus einigen, der Rest ist individuelle Anpassung. Das Wichtigste ist eben, dass man damit langfristig glücklich wird.

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  7. Unterschreib ich so! :)

    Liebe Grüße,
    Karmi

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  8. Hi,
    ENDLICH jemand, der es auf den Punkt bringt - diese Hysterie, man müsse den heiligen Gral der Ernährung finden, geht mir auf den Zeiger.
    Klug geschriebener Artikel, bin sehr angetan.
    LG AlbaElisabetta

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  9. Ich glaube auch manchmal bzw. generell ist es einfach das Beste auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und denen zu folgen, anstatt dem was toll erscheint. Gerade ich bin ja so ein Ernährungsmonster, aber da kommt sicher wieder auch eine andere Zeit, wenn der Kopf dafür frei ist.
    Sogar Luisa Francia sagt dass der Körper uns so manchen Raubbau ohne Schaden verzeiht, wenn dafür die Lebenslust stimmt ;)

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