Donnerstag, 27. Juni 2013

Sexismus-Bratwurst

In Natura habe ich sie noch nicht gesehen (ich treibe mich aber auch verständlicherweise nie nahe der Fleischauslage rum), aber dafür auf diversen Blogs und Seiten: Die sexistische Bratwurst, bzw. die Männer-Bratwurst und die Frauen-Bratwurst von Edeka (siehe hier: Offener Brief an Edeka). Ich habe in den letzten Monaten ja schon viel Dämliches beklagt - von dem pinken Ü-Ei für Mädchen bis hin zur rosa Frauenzone bei Media Markt, aber das ist wieder mal ein ganz spezieller Tiefpunkt. Die Frauenbratwurst (deren Packung ein muskulöser Typ für Wolkenhintergrund ziert) ist übrigens nicht nur wesentlich teurer als die für Männer, sie ist auch besonders mager, denn Frauen wollen ja alle schlank sein. Die für Männer (auf der Packung eine verruchte Frau vor Flammenhintergrund) ist dagegen deftig und kräftig, Männer müssen schließlich groß und stark sein und ihr Fleisch auch genießen. Die Packung für Frauen ist auch nur halb so groß wie die für Männer. Ach ja, das hatten wir ja schon, Frauen wollen ja dünn sein, deshalb ist die wesentlich kleinere Portion auch noch besonders mager.

Ganz abgesehen davon, dass in beiden Würsten eine Menge Tierleid steckt, sind die Geschlechterklischees, die hier wieder einmal bemüht und zementiert werden, einfach nur abscheulich.

12 Kommentare:

  1. da gebe ich dir recht...tja, nur schlank ist schön (frau) bzw. groß und muskulös (mann). schlimm sowas...:/

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    1. Genau. Und wehe, wehe die Frau isst dann doch mal eine größere Portion des fettigen Krams - da passt sie nicht mehr ins Bild! Oder dass der Mann auf den Fettgehalt achtet, wo kämen wir hin? *Kopfschüttel* Zum Glück denken die meisten Menschen weiter als die Werbeindustrie ...

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  2. Ouh man!
    Da hat sich Edeka ja echt mal was geleistet.
    Ist ja unerhöhrt! ;)

    Ne ehrlich, find ich total dämlich.

    Liebe Grüße Ella
    von soSparki.de

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  3. Noch mehr so affiger Mist -.-
    Langsam wird es mehr als befremdlich.
    Was ist denn der Hintergrund der Frauenbratwurst?
    Wenigstens ein kerniger Kerl am Grill?

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    1. Oben in dem Link sind Bilder von den Verpackungen, die Frauenwurst ziert ein - natürlich! - muskelbepackter Mann mit blankem Oberkörper ...

      Ich finde das auch befremdlich. In der DDR war man in vieler Hinsicht weiter mit Geschlechterrollen als jetzt, hab ich das Gefühl.

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    2. also nicht nur in der ddr... ich bin ja eine andere generation, und beobachte die entwicklung von frauen- und männerrollen schon seit meiner mädchenzeit vor 30 jahren (!). und muß sagen, ich wundere mich, wo wir eigentlich hingekommen sind, nach der ersten und der zweiten welle des feminismus. im moment muß die frau wieder unbedingt zeigen, was sie hat (und wenn sie's nicht hat, hilft ein wonderbra), die werbung auf den plakaten gewisser kleidungsfirmen ist wieder oder nach wie vor sexistisch (die frau als ewige nutte) plus die lebensrealität, um "durchzukommen" orientiert sich an männlichen prinzipien: wettbewerb auf teufel komm raus, betonung des triebes nach grösse, nach macht über menschen und die natur, nach reichtum und besitz zum sinn des lebens. emphatie kommt da beispielsweise fast nicht vor. als ich mädchen war, wurden alle diese dinge schon in frage gestellt. und irgendwie scheint mir, wir sind nicht weitergekommen, sondern eher rückwärts gewandert. klar, als frau kann ich heute vielleicht ein wenig höher klettern in der karriereleiter, aber um welchen preis. das problem ist heute weniger, dass frauen "heimchen am herd" bleiben müssen, sondern dass gleichberechtigung orientierung an männlichen idealen bedeutet und eine frau dafür wiederum eine menge aufgeben muss. weiblichkeit, und übrigens auch männer, die andere vorstellungen vom leben haben. erziehungsurlaub? sich um's kind kümmern? ein mann muss dafür einen hohen preis zahlen, denn auch wenn diese punkte "offiziell" inzwischen gesellschaftsfähig werden - die praxis sieht mit ihren begrenzten möglichkeiten anders aus.
      der weibliche anteil im menschen und in der gesamten schöpfung, wird nach wie vor nicht geschätzt.

      malka

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  4. Das ist doch nur ein weiteres Symptom einer im Kern absurden Gesellschaft. So wie diese Radiowerbung für einen Kühlschrank, wo sich ein Pärchen beim Einkaufen unterhält und ER ist zu doof, Pflaumen von Granatäpfeln zu unterscheiden, kann aber am Ende SIE darauf hinweisen, wie das bahnbrechende neue Kühlsystem heißt… *würg* Und dergleichen Beispiele gibt es wirklich permanent.

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  5. ha ha ha! irgendwann ging es feministinnen mal um gleiche entlohnung, anerkennung der hausfraulichen und mütterlichen tätigkeit und die förderung von frauen. heute geht's um die wurst.
    manchmal glaube ich, wir feministinnen verzetteln uns immer weiter.

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  6. Was für ein sexistischer Schwachsinn -.- Aber im Grunde ist mir relativ egal, was Edeka für Würstchen verkauft (abgesehen vom Tierleid). Es gibt wirklich Schlimmeres und, da gebe ich amala recht, wichtigere Themen, für die sich Feministinnen einsetzen sollten.

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  7. @Amala und Schäfchen: Klar, es gibt wichtigere Themen, für die man heute wie damals auf die Straße gehen, Wahlen treffen, sich einsetzen muss. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass das Aufzeigen des "Daily Sexism" wie eine Freundin von mir, die ebenjenen regelmäßig postet, genauso wichtig ist. Um eben jeden Tag wieder den Finger in irgendeine Wunde zu legen, um jede noch so kleine Diskriminierung/Beleidigung anzuprangern. Nur wenn sich (auch) im Kleinen was bewegt, kann auch im großen Stil eine Veränderung geschehen. Ich finde, gerade Organisationen wie Pinkstinks, die viele kleine Ziele rund um den Alltagssexismus verwirklichen und verwirklicht haben, damit aber auch große Aufmerksamkeit (und Spenden für größere Ziele) bekommen haben, zeigen das sehr gut.

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  8. ich muß dabei immer an hannah arendt denken, die davon sprach, daß das patriarchat gleichbedeutend mit einer atomisierung der gesellschaft sei. zwar gebe ich dir recht, daß das kleine großes anstupsen kann - aber das tut es nicht. dafür wird schon gesorgt. insofern finde ich die sexistischen bratwürstel zwar absurd, kann sie aber nicht als anstoß für veränderungen im großen bewerten. ich würde eher behaupten, daß solche absurditäten viel zu viel energie abziehen, die dann an markanten stellen fehlt.
    bitte versteh mich nicht falsch, liath, ich begrüße das absolut, wenn immer mehr menschen bewußt wird, was für ein schmarrn da läuft. ich finde es nur schrecklich, daß es meist beim kleinen bleibt.

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  9. Ich musste gerade erstmal lachen. Was es nicht alles gibt.

    Aber ganz ehrlich? Über sowas kann ich mich nicht beschweren und will es auch nicht. Immerhin habe ich ja immer noch die Wahl, welche der beiden Würste ich kaufe und welche ich liegen lasse. Die werden an der Kasse garantiert nicht sagen "Die dürfen sie nicht kaufen. Sie sind kein Mann!".
    Sexismus fängt für mich dann an, wenn ich keine Wahl mehr habe und dem ganzen schlecht umgehen kann (wie zum Beispiel bei irgendwelchen Anspielungen von Kollegen oder beim Gehalt).
    Wenn ich anfangen würde, mich schon über sowas aufzuregen, dann würde ich mich ja nur noch aufregen, weil ich immer irgendwas finde (Wieso gibt es bei Kindermode in der Mädchenabteilung kaum blaue Kleidung? Das ist doch dann auch sexistisch...). Da hat das normale, alltägliche Leben doch gar kein Platz mehr und auf Dauer ist das garantiert alles andere als gesund.

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