Sonntag, 9. Juni 2013

Greenwashing - Naturkosmetik und Co

Greenwashing bezeichnet eine inzwischen bei vielen Unternehmen gängige PR-Methode, sich oder bestimmten Produkten ein grünes, umweltfreundliches Image zu geben - was in der Regel von der Realität abweicht. Die einen behaupten hierbei, sie würden fair handeln, sich aktiv für Umweltschutz einsetzen, sich gegen Welthunger engagieren etc. Die anderen tun so, als wären ihre Produkte aus natürlichen und hochwertigen Inhaltsstoffen. McDonalds beispielsweise hatte angekündigt, die rote Fläche im Firmenlogo solle grün werden - aus Respekt vor der Umwelt. Leider ist das auch das einzige Zugeständnis an ebenjene, denn neben unheimlich viel Verpackungsmüll und unerträglichen Zuständen in der "Fleischproduktion" des Megakonzerns gibt es noch zahlreiche andere Baustellen, die alles andere als Respekt der Umwelt gegenüber zeigen. Auch Stromkonzerne und Autohersteller geben sich gern einen grünen Anstrich, um von den massiven Umweltbeeinträchtigungen, die sie verursachen, abzulenken.

Auch bei Naturkosmetik wird unheimlich viel Greenwashing betrieben. Dass Chemiehaarfarben mit "natural beauty" oder anderen Schlagwörtern werben, lässt mich nur mit den Augen rollen und ich denke, auch die wenigsten Verbraucher fallen bei so offensichtlichen Tricks herein: es ist bestimmt nicht der tolle, ausgelobte Avocado-Extrakt, der die Haare hellblond färbt, sondern Wasserstoffperoxid. Wenn allerdings groß das Wort "Bio" auf der Verpackung steht und Bilder von grünen Pflanzen ebenjene zieren, kann man schonmal auf falsche Schlüsse kommen. Ist da wirklich, wie auf der Verpackung zu sehen, dass tolle teure Mandelöl drin oder doch - wie nicht selten bei konventioneller, auch sehr teurer Kosmetik - irgendein billiges Erdölprodukt? Klar - wer sich auskennt, wird mit einem Blick auf die INCIs feststellen, ob er wirklich Naturkosmetik in der Hand hat oder nicht (oder man sucht bei codecheck.info). Auch kann man nach einem Label suchen, dass NK zertifiziert, aber derer gibt es viele (BDHI, Na True, Ecocert) und die Anforderungen sind nicht einheitlich. Vergessen sollte man dabei auch nicht, dass so eine Zertifizierung mitunter sehr teuer ist und nicht jedes kleine Unternehmen, das durchaus Naturkosmetik produziert, sich eine solche leisten kann oder will.

Letztlich hilft nur, sich zu informieren und nicht blenden zu lassen von Worten, Bildern und Versprechungen. Ein bisschen Recherche zeigt meist schnell, welche Kosmetik natürlich ist, welche allenfalls naturnah und welche weit entfernt von der Natur. Firmen wie Yves Rocher oder The Body Shop schreiben viel von wegen "von der Natur inspiriert", aber mehr als Inspiration steckt bei den meisten ihrer Produkte auch nicht dahinter. Darin sind vielmehr beispielsweise aggressive Tenside, die die Haut durchlässiger für Schadstoffe machen (SLS zum Beispiel).
Lush setzt auf eine Werbung, die suggeriert, dass die handgemachten Produkte hochwertige, natürliche und nicht umweltschädigende Inhaltsstoffe enthalten - und kann dieses Versprechen keineswegs immer halten. Neben den ebenfalls oftmals scharfen Tensiden, sind auch Stoffe wie EDTA enthalten, dies wird in der Kläranlage nicht gut abgebaut und löst aus den Sedimenten von Flüssen und Seen giftige Schwermetalle. Auch haben die Lush-Seifen eigentlich nichts mit handgesiedeten Seifen gemein.

Manche Firmen fahren zwar ein ähnlich naturnahes Konzept wie Lush, gehen aber offener damit um, dass sie nicht nur Stoffe verwenden, die für Naturkosmetik geeignet sind und auch warum sie so handeln - Heymountain beispielsweise.

Letztlich ist natürlich auch okay, Produkte zu kaufen, die keine Naturkosmetik sind - nur sollte man ebenjene auch als solche ohne Weiteres erkennen können.

11 Kommentare:

  1. Du bist ein Quell des Wissens, ich staune immer wieder.

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    1. ...so hab ich beim lesen auch empfunden...und wieder was gelernt♥ Dankeschön

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    2. Das hat auch noch nie jemand zu mir gesagt, danke euch. ^^

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  2. Interessanter Beitrag! :)


    Liebe Grüße Ella
    von soSparki.de

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  3. Schöner Post! Ein Thema das mir immer wieder sehr sauer aufstößt!
    Ich wette etliche Leute die eigentlich natürlich leben wollen tun dieses unwissentlich doch nicht. Das ärgert mich ziemlich...

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    1. Ja, auf jeden Fall! Eine Freundin von mir hat ganz lange bei Yves Rocher eingekauft, weil sie dachte, der Laden würde NK verkaufen. Und eine andere hat eines der Solid Shampoos von Lush ausprobiert, dachte auch es sei NK, und wunderte sich, warum ihre empfindliche Kopfhaut damit nicht klar kommt. Klar, bei den starken Tensiden ... Ich finde das echt blöd, es kann sich ja nicht jeder mit Inhaltsstoffen auskennen.

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    2. Ich finde, dass es für diese Begriffe und die Verkaufsstrategien eine gesetzliche Regelung geben sollte, da es sich in meinen Augen um Täuschung des Konsumenten handelt...
      Aber tun kann man eben nichts. :/

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  4. Sehr interessanter Artikel!
    Ich finde es auch total blöd, dass es Firmen gibt, die ihre Produkte als Naturkosmetik darstellen, obwohl sie es nicht sind. Noch schlimmer finde ich es, wenn dann auch noch bei einzelnen Produkten von konventionellen Marken so getan wird.
    Bei Lush muss man aber meiner Meinung nach noch positiv anmerken, dass sie im Gegensatz zu den meisten richtigen NK-Firmen zumindest wenig Palmöl und Plastik verwenden.

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    1. Oh, das stimmt natürlich - ich will Lush auch gar nicht verteufeln, die haben viele solide Produkte und das Verzichten auf Verpackungen und das konsequente Deklarieren von veganen Produkten, lange bevor es die meisten anderen Firmen getan haben, finde ich prima. Trotzdem frage ich mich, warum sie dennoch umweltbelastende Stoffe wie EDTA einsetzen, die keineswegs alternativlos sind.

      Hinzu kommt, dass ja gerade bei der sehr bedenklichen Chemie die meisten Tierversuche durchgeführt wurden - man denke an Ethylhexyl Methoxycinnamate, einen chemischen UV-Filter, der auch in verschiedenen Lush-Cremes ist (oder war, habe genau daher ewig keine mehr gekauft), da gab es alle Jahre wieder Tierversuchsreihen zur Bedenklichkeit (und meistens schnitt das Zeug auch echt mies ab wegen hormoneller Wirkung zum Beispiel).

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    2. Ja, die chemischen Inhaltstoffe stören mich auch. Da bevorzuge ich auch Naturkosmetik. Ich wollte nur anmerken, dass Lush auf der anderen Seite auch Vorzüge gegenüber der meisten Naturkosmetik hat.
      Dass die so gefährliche, chemische Stoffe in ihre Produkte mischen, wusste ich aber auch noch nicht.

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  5. Danke für deinen Kommentar. :)

    10% ÜF sind schon sehr viel, aber ich habe eine ziemlich trockene Kopfhaut (die zum Glück nicht schuppt) und der hat das mal sehr gut getan. Das die Haare ab Tag 3 fetten ist bei mir normal und daher denke ich, dass das nicht zu viel war.

    Ich finde es gut, dass du auch über Themen schreibst, vor denen viele die Augen verschließen.
    Eine ehemalige Freundin von mir ist bis heute davon überzeugt, dass es bei The Body Shop Naturkosmetik gibt, weil dort alles so grün und in Holzoptik ist.

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